Große Gruppe schlängelt sich durch den Ort: Wer am
Dienstag, 15. August, morgens ahnungslos nach Ayl kam, hätte glauben können, in
eine Prozession zu Mariä Himmelfahrt geraten zu sein. Eine Gruppe von rund 70
Frauen und Männern - die meisten aus Ayl und Biebelhausen, aber auch einige aus
Saarburg und den Nachbargemeinden - schlängelte sich durch den Ort und legte an
unterschiedlichen Stellen einen Stopp ein. Grund war der Besuch der
sechsköpfigen Landesjury des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“, die
sich angekündigt hatte, nachdem die Ayler sich über die beiden Vorrunden auf Kreis- und Gebietsebene für
die Landesebene qualifiziert hatten.
Nachdem
Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger die Jurymitglieder, Bürgerinnen und
Bürger, die Architekten Gerd Kintzinger und Vanessa Neukirch, Dorfmoderatorin
Christiane Hicking, Prälat Prof. Dr. Maximilian Hommens, Bürgermeister Jürgen
Dixius und Landrat Günther Schartz begrüßt hatte, gab es zunächst ein Ständchen
für den Landrat. Der hatte nämlich an diesem Tag Geburtstag, und ihm wurde auf
dem Dorfplatz stimmgewaltig gratuliert.
„In Ayl gibt es eine authentische
Dorfgemeinschaft. Die Ayler stehen zu ihrem Dorf. Wir würden uns freuen, wenn
die Ayler gut platziert werden“, sagte Günther Schartz in Richtung der
Jurymitglieder.
„Ich bin mir
sicher, dass Ayl gut platziert wird“, griff Saarburgs Bürgermeister Jürgen
Dixius den Ball auf. „Das Zusammenleben und die Atmosphäre ist schon etwas
Besonderes. Am besten kommen Sie zur Dorfkirmes, da können Sie sich über drei
Tage ein Bild davon machen“, empfahl Dixius der Jury lachend.
Vanessa
Neukirch, die gemeinsam mit Gerd Kintzinger mit der Neu-Gestaltung der
Dorfmitte beauftragt ist, stellte kurz die ersten Ideen dazu vor. Aus einem
derzeit häufig zugeparkten Platz soll ein echter Dorfmittelpunkt werden.
Den ersten
Stopp legte die Gruppe auf dem Weg zum Kindergarten ein. Wenige Meter vor dem
Eingang zum Kindergarten erläuterte Jörg Dickert, Pächter des Hotels „Ayler
Kupp“, das Baustellengeschehen gegenüber dem Hotel. Dort wird gerade ein altes
leerstehendes Haus zu einem weiteren Gästehaus für das Hotel „Ayler Kupp“
umgebaut.
Kita-Leiterin
Adelheid Trapp gab auf dem Außengelände der Einrichtung Informationen zum Konzept
und den Aktivitäten der Kita. 92 Kinder besuchen aktuell die Kita. Im Frühjahr 2018
seien wieder die 105 maximal zur Verfügung stehenden Plätze belegt. In großem
Pulk ging es von der Kita zum Ayler Schloss. Dort erläuterte der „neue
Schlossherr“ Wolfgang Hammes seine Pläne für das Gebäude, das er mit dem Kauf
Ende 2016 aus dem Dornröschenschlaf erweckt hat. Derzeit laufen umfangreiche
Um- und Ausbauten. Im kommenden Frühjahr sollen 16 Mietwohnungen für ältere
Menschen nach dem Prinzip des „Betreuten Wohnens“ bezugsfertig sein.
Der Ayler
Tradition des Weingenusses konnte die Gruppe anschließend beim kurzen Besuch
des Weingutes Margarethenhof frönen. Zum Glas Wein bat Ortsbürgermeister
Siegfried Büdinger zunächst Inhaberin Dorothee Weber, ein paar Worte zum
ehemaligen Winzerkeller und von Dorothee und Jürgen Weber gekauften, umgebauten
und seit 2000 als Weingut betriebenen Haus zu sagen. Vom lebendigen
Vereinsleben in Ayl konnten die Jurymitglieder sich aus den folgenden spontanen
Kurzberichten einiger Vereinsmitglieder ein Bild machen, was die Jury positiv
bewertete.
Einen
Abstecher machte die Gruppe auch zur Biebelhausener Kapelle, wo Pastor Prof.
Dr. Maximilian Hommens augenzwinkend die Entwicklung der Kapelle vom
„Aschenkästchen“ zum „Schmuckkästchen“ skizzierte. Vor der Kapelle gaben
Michael Wacht jun. und Alwin Gorges, Prokurist der gegenüberliegenden
Großbäckerei „Biebelhausener Mühle“, Informationen zum Unternehmen, das seit
1928 besteht und allein am Standort Ayl mehr als 300 Beschäftigte hat.
Bevor es zum
Abschluss in die Grillhütte oberhalb des Ortes ging, wo die Jurymitglieder in
einer kurzen Einschätzung ihre Eindrücke schilderten, erläuterte Winzer Bernd
Eilenz das Arbustum-Weinbauprojekt neben der Grillhütte. Das von der
Universität Freiburg mitinitiierte und wissenschaftlich begleitete Projekt
läuft in Kooperation zwischen Ayler Winzern und der Ortsgemeinde und untersucht
die Ergebnisse des Versuchs einer gemeinsamen Kultivierung von Weinreben und
Bäumen nach römischem Vorbild.
Die
Eindrücke der Jurymitglieder nach exakt zweieinhalbstündiger Rundtour waren grundsätzlich
positiv. Nicht allein die „sehr gut organisierte Führung“ wurde gelobt, sondern
unter anderem auch die erkennbar „konzeptionelle Arbeit“ im Ort, „das aktive
Vereinsleben, auch bei der Jugendarbeit“ oder der „wieder herausgestellte
Ortskern“.
Erste
Verbesserungsvorschläge gaben die Jurymitglieder auch. So regte ein
Jurymitglied an, im Ort Mandelbäume und Tafeltrauben anzupflanzen. Dann könnten
sich Besucher Trauben oder Mandeln mitnehmen, was sie positiv in Erinnerung
behielten. Auch die vielen Kiesbeete, die er statt Vorgärten gesehen habe,
kritisierte er. Diesbezüglich sollte bei den Grundstücksbesitzern dafür
geworben werden, wieder zu pflanzen. Die Anregung eines anderen Jurymitglieds
betraf die Streuobstwiesen. Viele seien vernachlässigt und nicht genutzt. Nach
seiner Vorstellung wäre eine Lösung, einen Verein zu gründen, der sich um die
Wiesen kümmere und sich dann auch beim Obst bedienen dürfe.
Noch bis 7.
September wird die Landesjury die Sieger aus den vorausgegangenen
Gebietsentscheiden besuchen. Von den 193 Ortsgemeinden, die sich am Wettbewerb
beteiligt hatten, haben sich 23 Ortsgemeinden für den Landesentscheid
qualifiziert. So wird Ayl auf das Ergebnis noch ein bisschen warten müssen.