Ehrenbürger August Justen verstorben


Erst im vergangenen Jahr konnte August Justen in Schweich, wo er seit 2011 lebte, mit über 70 geladenen Gästen seinen 100. Geburtstag feiern. Nun ist der Bundesverdienstkreuzträger, nach einem außergewöhnlichen Leben mit vielen bedeutenden Leistungen, am 12. Januar 2024 verstorben.

August Justen wurde am 18. Mai 1923 im Hunsrückdorf Hesweiler (ehemaliger Kreis Cochem-Zell) geboren. Er war zehn Jahre alt, als Hitler 1933 die Macht ergriff, wurde mit 18 zur Wehrmacht eingezogen und 1945, mit 22 Jahren, aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen.

Er begann seine Berufskarriere bei der Amtsverwaltung in Blankenrath im Hunsrück und setzte sie in Klüsserath an der Mosel fort, wo er bald zum Büroleiter aufstieg und eine Weiterbildung als Diplomverwaltungswirt (FH) abschloss. Im Alter von 35 Jahren wurde er 1958 zum Bürgermeister des Hochwaldamtes Kell ernannt und war damit der jüngste Bürgermeister im Regierungsbezirk Trier. Später wurde er auch zum Bürgermeister der 1970 gegründeten Verbandsgemeinde Kell gewählt. Nach dreimaliger Wiederwahl verabschiedete er sich 1988, nach über 30-jähriger Dienstzeit, in den Ruhestand.

Zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse im Hochwald widmete sich August Justen entschieden der Strukturpolitik und konnte durch verschiedene Strukturmaßnahmen im landwirtschaftlichen und im industriell-gewerblichen Bereich die Lebens- und Arbeitsverhältnisse in der Verbandsgemeinde Kell entscheidend verbessern. Hierzu zählen vor allem eine Bodenneuordnung als Voraussetzung zur Aussiedlung und Effizienzverbesserung bäuerlicher Betriebe, die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch die Unterstützung von Industrieansiedlung sowie die Intensivierung des Fremdenverkehrs.

Dank des Einsatzes von August Justen erhielt der Tourismus in der Region völlig neue Dimensionen und es konnten in beeindruckender Weise und Geschwindigkeit fremdenverkehrsrelevante Einrichtungen auf den Weg gebracht werden. Hierzu zählen unter anderem der 14 Hektar große Stausee, das über 100 Häuser zählende Feriendorf, das Kurhotel und die Verbesserung der örtlichen Gastronomie sowie die Steigerung der Bettenkapazität durch den Neubau von Hotels und die Förderung privater Fremdenverkehrsbetriebe. Er war Mitgründer des Vereins „Erholungsgebiet Hochwald zwischen Mosel und Saar“ und während seiner Amtszeit wurde Kell am See 1970 als Luftkurort anerkannt.

August Justen versuchte stets, seine Ideen pragmatisch und zum Vorteil seiner Region umzusetzen. Sein Hauptantrieb war, wie er immer wieder betonte, den Menschen im Hochwald ein besseres Leben zu ermöglichen. Er pflegte stets enge Verbindungen zu den Ortsgemeinden sowie den Bürgerinnen und Bürgern und begleitete aktiv die Kommunalreform Ende der sechziger Jahre, welche zum Erhalt und der Neustrukturierung der Verbandsgemeinde Kell führte.

Für seinen Einsatz und seine Verdienste wurde ihm 1988 die Ehrenbürgerschaft der Verbandsgemeinde verliehen. Daneben erhielt er für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande durch den Bundespräsidenten, die Deutsche Feuerwehr-Medaille des Deutschen Feuerwehrverbandes, das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes und die Silberne Ehrennadel des Luftsportverbandes Rheinland-Pfalz.

Über seine kommunalpolitischen Tätigkeiten hinaus war August Justen unter anderem auch Mitglied im Aufsichtsrat des Gemeindeversicherungsverbandes, Mitglied im Landesvorstand des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz, Bezirksvorsitzender des GStb für den Bezirk Trier, Mitglied im Prüfungsausschuss für Revierförsterprüfungen, Mitglied im Landesvorstand des Waldbesitzerverbandes, Geschäftsführer des Erholungsgebietes Hochwald, Vorsitzender der Tourist-Information Trier-Stadt und Land sowie Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes Kell.

„Mit August Justen verlieren wir eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die eine prägende Rolle in der Region hatte und Herausragendes für den Hochwald geleistet hat. Er war immer ein Mann der Tat, der mit hohem Engagement, großem Fachwissen, ausgezeichnetem Verhandlungsgeschick, starkem Durchsetzungsvermögen und klaren Zielvorstellungen die Interessen der Region vertreten hat“, würdigte Bürgermeister Jürgen Dixius die Verdienste des Verstorbenen.